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Die Anatomie der Renaissancekunst

Die Renaissance ist vielleicht am bekanntesten für ihre Kunstwerke: Michelangelos Sixtinische Kapelle und „David“ sowie Da Vincis „Mona Lisa“ und „Vitruvian Man“ haben ohne Zweifel den Lauf der Kunstgeschichte geprägt. Eine neue Ausstellung in der National Gallery of Art mit dem Titel „Der Körper von innen und außen: Anatomische Literatur und Kunsttheorie“ zeigt jedoch, dass in dieser prägenden Phase der Kunstgeschichte die anatomischen Wissenschaften eine der wichtigsten Inspirationsquellen für Künstler waren.

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Die Beziehung zwischen Künstlern und Ärzten während der Renaissance (etwa 1300 bis 1600) war symbiotisch. Künstler wie Michelangelo und Leonardo Da Vinci, die daran interessiert waren, die menschliche Form in ihrer Kunst zu präzisieren, beobachteten Ärzte bei der Arbeit, um die Schichten von Muskel- und Knochenstrukturen zu lernen, die bestimmte Körperteile bildeten. Im Gegenzug beauftragten Ärzte Künstler, Illustrationen für die große Anzahl von Texten zu zeichnen, die auf dem Gebiet der Anatomie erschienen. Möglicherweise ermöglichte dies Gutenbergs Erfindung der Druckmaschine um 1440. Einige Künstler schlossen sogar Partnerschaften mit bestimmten Ärzten (Tizian und Andreas Vesalias) das bekannteste Beispiel), in dem die Ärzte den Künstlern gestatten würden, im Austausch für anatomische Zeichnungen und Illustrationen bei (zu dieser Zeit stark eingeschränkten) Dissektionen mitzuwirken.

Einige der besten Künstler haben sogar ihre eigenen anatomischen Studien durchgeführt, neue Entdeckungen gemacht und das Fachgebiet erweitert. Während die meisten Künstler ihre Untersuchungen auf die Oberfläche des Körpers beschränkten und lebende, nackte Motive beobachteten, gingen einige so weit, dass sie écorchés herstellten, Leichen, bei denen der Künstler aufeinanderfolgende Schichten von Muskeln, Sehnen und Knochen abzog, um zu gewinnen eine bessere Vorstellung davon, wie man den menschlichen Körper in seiner Kunst darstellt. Da Vinci soll die erste korrekte anatomische Untersuchung eines menschlichen Fötus durchgeführt haben.

Die seltenen Künstlerhandbücher und anatomischen Texte, die in einem kleinen Raum im Westgebäude der Nationalgalerie ausgestellt sind, zeigen die Proportionen der menschlichen Form. Einige konzentrieren sich auf das menschliche Gesicht, andere (oben) zeigen die Muskulatur des Körpers. Sowohl die anatomischen Texte als auch die Kunsthandbücher sehen auffallend ähnlich aus, ein Beweis für die Verschmelzung von Kunst und Anatomie in dieser monumentalen Periode der europäischen Geschichte.

Die Anatomie der Renaissancekunst