Als Fotografiestudent an der Ryerson University in Toronto in den späten 1970er Jahren war Edward Burtynsky von der Größe der Wolkenkratzer der Stadt und den starken visuellen Aussagen, die sie machten, beeindruckt. Burtynsky wollte sich der Landschaftsfotografie widmen und fragte sich, wo er in der Natur Orte finden könne, die die gleiche grafische Kraft hätten wie diese großartigen Strukturen. So begann eine Karriere auf der Suche nach Landschaften, die auch die Hand des Menschen widerspiegeln.
Im Gegensatz zu den unberührten Landschaften, die in Nationalparks und entfernten Naturschutzgebieten gefunden wurden (am Beispiel von Ansel Adams und seinen fotografischen Erben), ist Burtynskys Werk unmittelbarer - gröber. "Die Industrielandschaft spricht für unsere Zeit", sagt er. Deshalb verführt und stößt der 47-jährige Kanadier gleichermaßen ab. "Ich sehe meine Arbeit offen für mehrere Lesungen", sagt er. "Man kann diese Bilder als politische Aussagen über die Umwelt betrachten, aber sie zelebrieren auch die Errungenschaften des Ingenieurwesens oder die Wunder der Geologie."
Zum Beispiel dokumentiert seine jüngste Serie von Schiffbrüchen aus Bangladesch (in der pensionierte Seeschiffe bei Flut am Strand hochgefahren und dann von Arbeitern in etwa drei Monaten wütend demontiert werden), dass Öl und giftige Abfälle an ansonsten unberührten Stränden zurückbleiben. Burtynsky weist jedoch darauf hin, dass das recycelte Metall die einzige Quelle des Landes für Eisen, Stahl und Messing ist. "Ich benutze meine Kunst nicht, um Unternehmen für die Zerstörung unserer Landschaft zu begeistern", sagt er. "Ich versuche, eine Scheibe aus diesem Chaos herauszuholen und ihm eine visuelle Kohärenz zu geben, damit der Betrachter entscheiden kann."
Die Arbeit mit Großformatkameras und den dazugehörigen Utensilien stellt besondere Anforderungen an den Fotografen. "Mein Ticket nach Bangladesch kostet weniger als meine Gebühren für übergewichtiges Gepäck", bemerkt er ironisch. Das Einrichten eines Bildes kann Stunden dauern. "Manchmal kann man zehn Schritte vorwärts oder zehn Schritte zurück gehen, und das Bild ist einfach nicht da", sagt er. "Aber irgendwann klickt es in deinem Kopf."
Auch die Arbeit des Fotografen ist nicht erledigt, sobald der Auslöser gedrückt ist. "Das ultimative Erlebnis für den Betrachter ist ein Originaldruck", sagt er. Seine feinkörnigen 50 mal 60 Zoll großen Fotografien ermöglichen es dem Betrachter, profane Artefakte zu entdecken, wie etwa ein weggeworfenes Steinmetzwerkzeug oder das Kaleidoskop von Etiketten und Logos aus Dosen, die in einem Brecher komprimiert wurden.
Burtynsky verwendet manchmal Teleobjektive, um den Vordergrund zu komprimieren und den Betrachter auf den Punkt zu bringen. "In dieser Mitte erlebt man die Weite der Landschaft", sagt er.